Kreisklasse C Bille SC III – Marmstorf III 3 – 1

Am Dienstag nach dem „Tag der Arbeit“ am 01.Mai begrüßten wir die Schachfreunde von Marmstorf III, die nach dem DWZ-Durchschnitt (1650) stärkste Mannschaft der Kreisklasse C. Es war bereits die sechste Runde und bislang hatten wir überhaupt keinen Anlass zur Freude. Vier Niederlagen in den ersten vier Runden und nur ein Unentschieden in der fünften Runde gegen Fischbek IV am letzten Freitag (28.04.2023).

Selbst dieses Unentschieden hätte eigentlich eine Niederlage unserer Mannschaft sei müssen. Jennes Erb und Georg Gaab hatten ihre Partien verloren, Hans-Jürgen Weis seine aber durch Blättchenfall gewonnen; sein Gegner hat es nicht geschafft, innerhalb von 90 Minuten die erforderlichen 40 Züge auszuführen. Damit stand es 2 zu 1 für Fischbek und in meiner Partie stand ich mit den schwarzen Figuren nach anfänglichem vernünftigem Spiel (zwei Mehrbauern), dann aber unglücklichem Agieren im Endspiel mit nur einem Turm gegen einen Turm und drei verbundene Bauern auf den Linien f – h hoffnungslos auf Verlust. Der Sieg schien für Weiß eine sichere Bank zu sein. Allerdings gibt es ja auch im Schach immer wieder mal ein Wunder und Schwarz gewann wider Erwarten.

Ich schildere das an dieser Stelle deshalb etwas ausführlicher, weil es schon sehr bemerkenswert ist, wie Weiß es hier fertiggebrachte, eine 100-prozentige Siegchance zu verspielen und damit den Gewinn des ersten Mannschaftspunkts für unsere Mannschaft zu ermöglichen.

Wen es interessiert; hier die Stellung nach dem 47. Zug, die zwei Züge später zum Partieverlust für Weiß führte (die anderen mögen die Schilderung auslassen und weiter unten mit dem Lesen fortfahren):

  1. 48. Tf5+ Ke6 49. Kg5?? Tg8+ (der Zug des weißen Königs nach g5 war ein katastrophaler Fehler von Weiß, da sein König nun gezwungen ist, auf die h-Linie zu ziehen und der weiße Turm auf f5 auf einmal ungedeckt ist) 50. Kh6? Kxf5 51. Kh7 Txg2 h6 Tg6 53. Kh8 Txh6 54. …….

Der Zug des weißen Königs nach h6 war auch schlecht, denn nun kann der schwarze Turm den Bauern auf g2 schlagen. Weiß hätte Kh4 spielen müssen; damit die Niederlage aber auch nur verzögert. Innerhalb von drei, vier Zügen hatte sich das Kräfteverhältnis umgedreht. Weiß hat den Turm und die Bauern auf den Linien g und h verloren. Als nächstes fiel der weiße Bauer (Kxf4) und das Spiel war zugunsten von Schwarz entschieden. Hätte Weiß 49. h6 gespielt, wäre nichts passiert, das Schach durch Tc8+ hätte Weiß mit Tg5 parieren können.

Ein erspielter Sieg war das nicht, sondern mehr oder weniger ein Geschenk meines Gegners, der vorher gut gespielt und meine Fehler ausgenutzt hatte, dann aber in der Euphorie über seine materielle Überlegenheit zu unvorsichtig wurde und den 49. Zug Kg5 ohne ausreichende Überlegung gezogen hat.

Damit hatten wir unseren ersten Mannschaftspunkt, waren aber immer noch Träger der roten Laterne in der Kreisklasse C.

Deshalb – und jetzt komme ich endlich zum Wettkampf gegen Marmstorf III – war auch keineswegs zu erwarten, dass wir gegen die spielstärkste Mannschaft unserer Klasse auch nur den Hauch einer Chance haben würden

Die DWZ-Zahlen der ersten fünf Spieler der Rangliste für die dritte Mannschaft unseres Gegners reichten von 1878 bis 1603 Punkten. Was sollte da für uns herausspringen, zumal Jennes als unser bester Spieler nicht dabei war?

Dann aber geschah das Unerwartete. Andreas Klett und Kim Zülsdorff gewannen ihre Spiele (der allererste Sieg für Kim!!) und Georg Gaab behielt gegen einen Gegner die Oberhand, der mehr als 300 DWZ-Punkte mehr hatte. Das kommt auch nicht so oft vor und plötzlich führten wir mit 3 zu 0. Der Wettkampf war entschieden; Hans-Jürgen Weis und sein Gegner, der auch ca. 350 DWZ-Punkte mehr hatte, spielten noch, hatten dann aber keine Lust mehr, noch weiter zu kämpfen und,.. [Hans-Jürgen gab seine Partie in verlorener Stellung auf].

Dieser Ausgang dieses Mannschaftskampfs war schon eine ganz faustdicke Überraschung. Der Mannschaftsführer von Marmstorf III erklärte mir danach, er hätte Probleme gehabt, überhaupt eine Mannschaft zusammen zu bekommen und mit zwei Ersatzleuten antreten müssen, aber so hätte er sich das auch nicht vorgestellt. Wie auch immer, es war eine sehr gute Leistung von allen unseren Spielern und wir haben die rote Laterne an Fischbek IV abgegeben – zumindest bis zum nächsten Dienstag.

Volker