Stadtliga-B, Runde 4

Am Dienstag begrüßten wir bei uns die Schachfreunde von St. Pauli, um die vierte Runde der Hamburger Mannschaftsmeisterschaft zu absolvieren. Die Paulianer sind in unserer Gruppe an eins gesetzt, wir an zwei, somit beste Voraussetzungen auf einen spannenden Kampf. Pünktlich um 19:00 Uhr ging es also los. Da ich die meiste Zeit des Wettkampfes an meinem Brett verbrachte, kann ich nicht so viel zu den anderen Partien sagen. Das Erste was ich mitbekommen habe, war, dass Jost recht früh in der Eröffnung eine Qualität abgegeben hat. Er stand danach auch nicht wirklich gut, denn er hatte einerseits weniger Raum, als auch schlecht koordinierte Figuren. Sein Gegner hat seinen Stellungsvorteil genutzt, um Jost immer weiter unter Druck zu setzen. Schließlich gab er im Endspiel die Mehrqualität zurück, und wickelte so in ein gewonnenes Endspiel ab.

Den ersten Punkt gaben wir allerdings an Brett eins ab. Andreas B1 hat einen Springer für drei Bauern gegeben und zu diesem Zeitpunkt hatte er selbst noch alle acht. Das bedeutete, dass es noch keine offenen Linien gab und die Stellung geschlossen war. Er komprommitierte sich mit f5, ein Zug, den er selbst nach der Partie kritisiert hat. In Folge davon konnte er sich nicht frei aufbauen. Sein Gegner nutzte die Schwäche gekonnt und blockierte mit seinen Figuren die komplette Stellung. Gleichzeitig zielten alle weißen Figuren auf den schwarzen König und Andreas, ohne Möglichkeiten auf Gegenspiel, konnte nur abwarten und zusehen, wie ihm langsam die Weißen Figuren den Garaus machten. Nach dieser Niederlage folgte ein halber Punkt von Franz. Ebenfalls mit schwarz spielend, sah er sich druckvollem Spiel seines jungen Gegners gegenüber, der lange mit einem weit vorgerückten d-Bauern auf Gewinn spielte. Doch Franz behielt einen kühlen Kopf und konnte das Remis retten.

An Brett zwei spielte Martin K. mit weiß und die Partie machte einen interessanten Eindruck. Es wurde asymmterisch rochiert, weiß lang, schwarz kurz und ich hatte den Eindruck, dass Martins Stellung vielversprechend aussah. Er schickte Harry, den h-Bauern bis nach h5 vor, der jederzeit auf g6 zuschlagen und die schwarze Königsstellung öffnen konnte, die Dame + Läufer schielten in einer Batterie ebenfalls zum König. Aber Schwarz war nicht untätig geblieben und konnte eine Qualität erbeuten. Danach sah seine Königstellung zwar brökelig aus, aber er stand solide mit einem starken Läufer auf e5, der die wichtige Diagonale a1-h8 kontrollierte. Somit war es schwer, Schwarz weiter anzugreifen und als ich das nächste Mal zum Brett ging, war die Partie mit einem Remis bereits beendet. Wir lagen also immer noch mit einem halben Punkt hinten, und die Patie von Jost, die zu diesem Zeitpunkt noch lief, würde auch verloren gehen. Keine guten Aussichten.

Brett drei hatte Andreas B2, ebenfalls die schwarzen Figuren führend, besetzt, und musste sich die ganze Partie über starkem Druckspiel erwehren. Zu keinem Zeitpunkt hatte er selbst Chancen auf Gegenspiel, sondern stand recht gedrückt mit wenig Raum und konnte nur auf das Spiel von Weiß reagieren. Das tat er allerdings erfolgreich, sodass trotz der aussichtsreichen weißen Dominanz am Brett am Ende doch “nur” ein Remis herauskam. Nebenan, am Brett vier hatte Alexander mit einem Bauern weniger etwas Mühe, die Ambitionen seines Gegners in Schach zu halten. Stets suchte dieser nach Möglichkeiten Alexanders König anzugreifen und sehr genaues Spiel war nötig, um nicht plötzlich auf verlorenem Posten zu stehen. Am Ende dann entschied ein schöner taktischer Schlag die Partie zu unserem Nachteil. Ein Turmschach stellte Weiß vor die Wahl, Dame oder Matt und Alexander musste aufgeben.

Puuh, nicht gut, nicht gut. Rechnerischer Stand bis hierher (allerdings nicht chronologisch) 1½ – 4½, womit der Kampf entschieden war.

Das sechste Brett besetze meine Wenigkeit und ob besserer Stellung, konnte ich mit Weiß kein siegbringendes Manöver finden. Dann hat mein Gegner nach einer Ungenauigkeit plötzlich einen Bauern fallen lassen und ich hoffte nun doch endlich was Zählbares zu bekommen. Die Zeit wurde bei uns beiden zwar immer knapper, und es war nicht einfach alles durchzurechnen, aber ich schnappte mir den a7-Bauern und konnte in Folge mit b4 meine Bauernkette stärken. Aber das ließ meinem Gegner Zeit sich mit Td8 zu befreien. Ich war zum Tausch quasi gezwungen und das brachte die schwarze Dame ins Spiel, während meine nun weit ab vom Geschehen auf a7 im Abseits stand. Ich musste entschieden wie ich mich gegen den drohenden Dameneinbruch auf d1 verteidigen wollte und in knapper Zeit spielte ich 25. Se1 um nach 25..Dd1 26. Kf1 zu spielen. In der Vorausberechnung sah ich 26.. Lxg2+ 27. Kxg2, aber jetzt nur 27.. Dxe1 28. Lxe6 mit Figurengewinn. Leider sah ich erst nach dem gespielten 26ten Zug, dass Schwarz noch stärker 27..Dg4+ mit anschließendem 28..Dxc4! hat. Danach stehe ich nicht nur schlechter, sondern vermutlich auf Verlust. Hier die Stellung nach 24.. Dxd8:

Die beste Verteidigung bietet 25. Le2, was den Vorteil festhällt. In der Partie hatte ich jedoch Glück und in großer Zeitnot fand mein Gegner 27..Dg4+ nicht, sondern nahm den Springer e1 und ich konnte die Partie gewinnen.

Der zweite Martin, der uns freundlicherweise an Brett acht unterstützte, hatte ich ganze Partie über etwas mehr Raum und Spiel gegen den schwarzen König. Ich habe nicht mitbekommen, was letztlich konkret die Entscheidung gebracht hat, aber wir konnten auch hier den vollen Punkt mitnehmen und so das Endergebnis auf ein knappes 3½ – 4½ Endstand bringen. Wir gratulieren der vierten von St. Pauli damit zum Sieg.

Der nächste Kampf steht uns am 24.04.23 gegen Großhansdorf bevor, dann allerdings auswärts.

Gruß, Marek

Die Partien sind alle eingegeben und unter Mitglieder Partien als Download erhältlich.

Hier noch ein paar Fotos:

Brett 3 und 4, vorn Alexander Indinger-Jürg Steinbrenner, hinten Oliver von Wersch-Andreas Bertram

Die Bretter 5-8

Brett 5: Joerg Dinckel-Jost Willemer

Brett 1 und 2, vorn Martin Kopisch-Andreas Kohtz, hinten Gregor Fabian Seifer